Conny Müller, Vorstandsmitglied
Richtfest bei der WohnSinn Baugenossenschaft mbH
Conny Müller am 14.5.2003
Ich möchte hier noch ein paar Worte dazu sagen, was wir hier bauen lassen - und vor allem - warum wir das tun. Auch wenn ich damit für die meisten Anwesenden Eulen nach Athen tragen werde.
Warum wagen 39 Haushalte mit ca. 80 Personen das Abenteuer, gemeinsam eine solch große Wohnanlage zu planen und dann auch noch bauen zu lassen? Mit all den finanziellen Risiken und dem wahnwitzigen Aufwand an gemeinsamer Abstimmung, Koordination und Verwaltung?
Ich glaube wir tun das, weil wir soziale Abenteurer sind. Menschen die über den Tellerrand des engen Familien- und Freundeskreises hinaus Kontakte, Unterstützung und Spaß im alltäglichen Wohnumfeld suchen. Wir suchen das soziale Abenteuer der aktiven Nachbarschaft und der Wahlverwandtschaft auch mit Menschen, die wir uns nicht handverlesen ausgesucht haben.
Und wir hoffen, dass wir damit den Alltag in verschiedenen Lebensphasen
- mit kleinen Kindern oder alleine, mit Arbeit oder arbeitslos, und nicht
zuletzt im Alter - besser hinkriegen.
Zu diesem Experiment gehört die Mischung von
- Kindern und Alten,
- Familien und Singles,
- Deutschen und ausländischen Mitbürgern,
- Behinderten und Nichtbehinderten sowie
- Ärmeren und Reicheren.
Eine Voraussetzung für diese Mischung war die Integration von 13 Sozialmietwohnungen in das Gebäude. Dies wäre uns ohne die großzügige Unterstützung der Stadt Darmstadt, insbesondere des Kämmerers Herrn Grünewaldt, der Wohnungsdezernentin Frau Wagner und ohne den Einsatz von Herrn Borg vom Amt für Wohnungswesen nicht gelungen.
Heute ist nicht nur das Gebäude fast fertiggestellt, wir sind nicht nur in finanzieller und juristischer Hinsicht in trockenen Windeln, sondern wir - die zukünftigen Bewohner und Bewohnerinnen - sind auf dem gemeinsamen Weg dahin und bei der gemeinsamen Planung auch zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, die auch nach dem Einzug noch auf viel Konflikte, Spaß und Abenteuer hoffen läßt.
Das Gebäude ist von uns allen ein Stück weit mitgestaltet worden. Die Wohnungsgrundrisse wurden an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst. Erwerber und Mieter werden über viele Gemeinschaftsräume wie z.B. Werkstatt, Cafe und eine gemeinsame Dachterasse verfügen. Das ganze Gebäude wird behindertengerecht erschlossen sein. Und - der ganz besondere Clou - trotz Ost-West-Ausrichtung und verschattender Laubengänge wird es ein Passivhaus sein. Das heißt, wir werden in diesem Gebäude nicht mehr als 15 kWh Energie pro qm Wohnfläche verbrauchen. Das ist ungefähr ein Fünftel von dem, was ein Haus verbraucht, das nach den geltenden Vorschriften gebaut wurde. Das schont die Umwelt und erspart uns Geld, das wir für andere schöne Sachen wie z.B. unsere Sauna gut gebrauchen können.
Diese vielen Anforderungen haben unseren Planern, insbesondere dem Architekturbüro faktor10 und unseren Fachplanern vom Büro Inplan viel Ärger und Verdruss bereitet. Und die Umsetzung setzt hohe Ansprüche an die ausführenden Firmen und Arbeiter.
Bei ihnen allen, bei allen, die am Gelingen unseres Gebäudes beteiligt waren, wollen wir uns heute herzlich bedanken. Und dazu übergebe ich an dieser Stelle an meinen Vorstandskollegen Willi Wagner.